„Es gibt keine größere Herausforderung für Entwicklung als eine verbindlich gelebte Partnerschaft“

 Jürg Willi

Ich liebe dieses Zitat, denn es bringt auf den Punkt, wie ich Beziehung sehe.

Ich liebe Verbindlichkeit in Beziehung, denn ich weiß, welch ungeahntes Potenzial sie für die Persönlichkeits- und die Paarentwicklung birgt.

Verbindlichkeit ist ein Wert, den ich lebe und der meinem Empfinden nach mehr und mehr verloren geht. Es ist mir ein tiefes Anliegen, mit meiner Arbeit dazu beizutragen, dass Du in Deiner Beziehung beginnst, das zu leben, was unsere Gesellschaft und unser Planet so dringend brauchen: Viel mehr Langlebigkeit und Beständigkeit, weniger Konsum. Den Fokus auszurichten auf das, was bereits da ist und nicht noch Mehr oder Anderes zu wollen. Ich möchte dazu beitragen, die „Mehrwollen“ , „Umtauschen“ , oder „Wegwerfen“– Einstellung, die auch in unseren Liebesbeziehungen Einzug gehalten hat, zu hinterfragen und zeigen, wie frei und glücklich das wirkliche Einlassen macht.

Was bedeutet Verbindlichkeit in Zeiten einer Beziehungskrise? Verbindlichkeit legt fest, dass Krisenzeiten und Konflikte normale Bestandteile einer Beziehung sind, die nicht dazu führen, dass ich mich trenne. Ich lege mich fest, und ich bleibe bei meiner Entscheidung, auch wenn ich mich damit eine Zeitlang nicht nur gut fühle. Aus der Verbindlichkeit heraus entsteht der „Zwang“, mich weiterzuentwickeln, um zu einer Lösung zu kommen. Verbindlichkeit bringt mich dazu, das Beste aus mir herauszuholen, anstatt einfach zu gehen. Verbindlichkeit lässt mich durch unangenehme Gefühle gehen, durch unangenehme Zeiten, in denen ich über mich selbst hinauswachse und aus denen ich am Ende gestärkt und verändert hervorgehe. Verbindlichkeit in Beziehung zwingt mich dazu, mich einer unangenehmen, eventuell sogar schmerzhaften Phase hinzugeben, mich von ihr durchkneten zu lassen und weicher und stärker zugleich wieder ausgespuckt zu werden.

Wenn ich meine Beziehungssituation verbessern möchte und mich dabei der Verbindlichkeit verschreibe, holt sie mich heraus aus der Opfer-Rolle hinein in die Selbstwirksamkeit und ins „Ärmel-hochkrempeln“. Verbindlichkeit und daraus entstehende, gemeinsame Beziehungsarbeit bringt die Erkenntnis: „Ah! Ich bin meinem Partner wichtig, er verlässt mich nicht und tut etwas dafür, um mit mir zusammenzubleiben – auch wenn wir gerade keine gute Zeit miteinander haben“. Das schafft Vertrauen.

Verbindlichkeit schenkt Freiheit, denn ich muss mich nicht mehr damit beschäftigen, was es da draußen noch alles für Verlockungen gibt, sondern ich beginne damit, die Dinge, nach denen ich mich sehne, mit meinem jetzigen Partner zu erreichen.

Verbindlichkeit sorgt dafür, dass ich in guten Zeiten durch mein Handeln dafür sorge, dass es so bleibt.

Wahre Freiheit und Glück entstehen erst durch Verbindlichkeit, denn sie zwingt mich dazu, mich stetig weiterzuentwickeln. Würde ich den Partner immer wechseln, bliebe ich immer die Person, die ich bin. Das würde dazu führen, dass auch meine Probleme in Partnerschaft immer die Gleichen bleiben. Die Probleme Deiner Partnerschaft haben wahrscheinlich nichts damit zu  tun, dass du den falschen Partner hast, sondern dass Du oder Ihr Euch noch nicht so weiterentwickelt habt, damit es zu einer Lösung Eurer Probleme kommt. Diese Chance auf persönliche Weiterentwicklung nehme ich mir, wenn ich meine Beziehung nicht als wirklich verbindlich sehe. Ich verschiebe meine Probleme zum nächsten Partner. Die Themen, die ich mit meinem Partner habe, sind immer die großartige Chance, mir selbst näher zu kommen, mich immer besser zu reflektieren und auch meinen Partner tiefer und tiefer kennenzulernen. Erst dann entsteht die tiefe, verbundene Liebesbeziehung, nach der wir uns sehnen.

Eine Grenze ist immer dann erreicht, wenn ich merke, dass meine eigene Entwicklung trotz Beziehungsarbeit rückwärtsgewandt und destruktiv ist. Wenn ich merke, dass ich durch die Krise und Konflikte nicht größer, sondern kleiner werde.

Hilfreiche Fragen und Gedanken: Was habe ich noch nicht getan? Was habe ich, was haben wir, noch nicht probiert, um es wieder gut und besser werden zu lassen? Was habe ich noch nicht ausgesprochen? Wo war ich noch nicht ehrlich? Was kann ich tun, wie kann ich mich verändern, damit ich mich wieder gut und glücklich mit meiner Entscheidung fühle? Welche Form braucht unsere Beziehung gerade, damit wir mit der einstmals getroffenen Entscheidung weiterhin glücklich sind? Damit es spannend bleibt?

Ihr habt eine Krise? Ihr habt Probleme? Sehr gut! Was für eine wunderbare Chance, Euch alleine und miteinander weiterzuentwickeln!