Heute erzählte mir eine Klientin: „Mein Mann rastet in unseren Konfliktsituationen immer so aus, dass ich Angst vor ihm habe. Er ist vollkommen aggressiv. Bisher habe ich immer gedacht, man solle seinen Partner so nehmen, wie er ist. Aber ich merke, ich kann nicht mehr. Er entschuldigt sich dann immer, aber beim nächsten Mal ist es ja nicht besser. Ich kann meine Angst und meine Verletzung nicht mehr hinunterschlucken. Diese Momente und diese Angst belasten mittlerweile meinen ganzen Blick auf ihn und unsere Beziehung.“
Viele Menschen haben die Vorstellung, dass es in eine Beziehung dann funktioniert, wenn ich aufhöre, den anderen verändern zu wollen und ihn so sein lasse, wie er nun mal ist.
Das ist grundsätzlich eine vollkommen richtige Vorstellung und sicherlich einer der Hauptzauberschlüssel für eine lange, gesunde Beziehung. Wenn ich eine lange Beziehung haben möchte, muss ich lernen, den anderen mit seinen Eigenheiten und Eigentümlichkeiten anzunehmen. Denn das ist, was wir uns auch für uns selbst vom anderen wünschen.
Eine Grenze ist allerdings erreicht, wenn Du merkst, dass Du durch die Eigenschaften oder das Verhalten Deines Partners verletzt wirst. Wenn zum Beispiel Dein/e Partner/in ständig zynisch ist, Dich ständig kritisiert, wenn er/sie in Konfliktsituationen so aggressiv wird, dass Du immer wieder Angst vor ihm/ihr hast, wenn er Dich dauerhaft belügt oder betrügt. Also alle Verhaltensweisen, bei denen Du merkst, dass Deine Gefühle verletzt werden. Das darf es in einer gesunden Beziehung nicht geben. In einer gesunden Beziehung darf Verletzung keine Routine sein.
Wenn solche Situationen dann trotz Entschuldigung (oder auch ohne) immer wieder vorkommen, ist es wichtig, dass Du klar Deine Grenze kommunizierst.
Warum fällt uns das so schwer, obwohl doch eigentlich offensichtlich ist, dass wir uns selbst schaden, wenn wir das Verhalten unseres Partners hinnehmen? Aus Angst. Aus Angst, verlassen zu werden, aus Angst, es dann noch schlimmer zu machen, aus Angst, dann nicht mehr geliebt zu sein.
„Wenn es verletzt, ist es keine Liebe“ (Chuck Spezzano)
„So bin ich nun mal“ hat seine Grenze erreicht in dem Moment, wo Dich das „So bin ich eben“ immer wieder verletzt oder Dir Angst macht.
Lass Dich nicht von Angst leiten in einer solchen Situation, sondern höre darauf, was Dein Herz und Bauch Dir sagen.
Setze klare Grenzen: Bis hierhin und nicht weiter! Es muss sich etwas verändern, wir holen uns Hilfe – ansonsten beende ich diese Beziehung. Darum geht es in solchen Situationen in Wahrheit: Warte nicht länger, dass dein Partner sich verändert, sondern verändere Dich selbst: Überwinde Deine Angst und sei es Dir selbst wert, für Dich einzustehen. Setze Deine Grenze! Erst das wird Veränderung beim Anderen bewirken.